110 Jahre auf der Spur der Unwucht
Am 1. Oktober 1881 gründete Carl Schenck in Darmstadt seine „Eisengießerei und Waagenfabrik“, die heutige Carl Schenck AG. Bereits im Jahr 1863 hatte der „Commerzienrat Carl Heinrich Johann Schenck“ die Mannheimer Firma „Schenck, Mohr & Elsässer“ mitbegründet, bei der auch der Autopionier Carl Benz als technischer Angestellter tätig war.
1881 verließ Carl Schenck die Mannheimer Firma und gründete in Darmstadt seine eigene Waagenfabrik. Seine Umsicht, die internationale Orientierung und die Präsenz auf Weltausstellungen sorgten schon früh für Erfolg. Und: für eine gute Auftragslage beim jungen Darmstädter Unternehmen. Durch die dynamische Entwicklung begann 1907 die Entwicklung und Produktion von Auswuchtmaschinen.
Carl Schenck, der sich intensiv mit dem Thema „Ausbalancieren“ beschäftigt hatte, schloss 1908 mit Lawaczeck, der als Erster eine brauchbare Lösung für eine „Balanziermaschine“ entwickelte, einen Lizenzvertrag. 1915 übernahm Schenck die Alleinlizenz für die ganze Welt. Das „Lawaczeck-Prinzip“ hatte bis in die 40er Jahre Bestand.
Im Laufe dieser Phase bildeten sich eine Reihe weiterer, optischer und mechanischer Messverfahren heraus, die eine erstaunlich hohe Messgenauigkeit hatten. Mit der „Lawaczeck-Bauart“ wurde eine Auswuchtgüte von 0,001 mm Schwerpunktsverlagerung erreicht. Sie würde auch heute noch für viele Anwendungen ausreichen.
1935 deutete sich ein Wandel an – durch eine in den USA patentierte Maschine mit elektrodynamischen Schwingungsaufnehmern und stroboskopischer Unwuchtwinkelbestimmung.
1942 reichte Schenck das Patent „Verfahren und Vorrichtung zum dynamischen Auswuchten durch Ermittlung der Winkellage der Unwucht mittels periodischer auf Schirm eines Oszillographen aufgezeichnete Kurve“ ein. Diese erste serienreife Lösung kam wegen ihrer Messgenauigkeit noch während des Zweiten Weltkrieges zum Auswuchten von Schiffskreiseln erfolgreich zum Einsatz.
Das wattmetrische Verfahren, der nächste Schritt in der Entwicklung, unterdrückte die lästigen Störschwingungen. Mit den schon bekannten Grundelementen Wattmeter, Schwingungsaufnehmer und Winkellagengeber war es nun möglich, die Unwucht nach Lage und Größe bereits nach einem Messlauf zu bestimmen. Angezeigt wurden die ermittelten Werte auf zwei Zeigerinstrumenten.
1953 brachte der Lichtpunkt-Vektormesser eine weitere Verbesserung. Die Kombination beider Werte in einer Anzeige, und das „Speichern“ der gemessenen Werte durch einen Lichtpunkt auf der Mattscheibe vereinfachte das Auswuchten. Die Unwucht wurde jetzt sichtbar. Noch heute ist der Vektormesser bei modernen Bildschirm-Messgeräten eine bewährte Methode, die Lage und Größe der Unwucht darzustellen.
Parallel zur Entwicklung der „Werkstattmaschinen“ – heute spricht man von Universalmaschinen – kam die Automatisierung des Auswuchtens weiter voran. „Auswuchtwerke“ für Kurbelwellen ermittelten die Unwucht und gaben den Bohrmaschinen die Bohrtiefe für den Ausgleich vor. Der Messlauf, der Ausgleich und der Kontrolllauf dauerten für eine Kurbelwelle etwa 2 Minuten.
In den 70er Jahren waren die mechanischen Grundlagen für das Auswuchten gelegt. Langsam eroberte die Elektronik die Auswucht- und Diagnosetechnik. 1971 startete das elektronische, wattmetrische Messverfahren. Die ersten Auswuchtanlagen mit Rechnersteuerung hielten 1974 Einzug.
Die nächste große Veränderung brachte der Einzug der Digitaltechnik mit sich: Ab Anfang der 80er Jahre eroberten Computer mit Mikroprozessoren auch die Messtechnik und bestimmt sie noch bis heute. Angefangen beim CAB 690 und CAB 720, ist es heute mit CAB 820 und CAB 920 die 4. Generation an Messtechnik, die Ihren Dienst tut.
1995 wurden die Bereiche Auswuchten und Diagnosetechnik im Rahmen der Umstrukturierung der Carl Schenck AG in einem eigenständigen Unternehmen – der Schenck RoTec GmbH – zusammengefasst.
Technisch gesehen war einer der beeindrucktesten Höhepunkte dieser Zeit die Realisierung der weltgrößten geotechnischen Zentrifuge für bodenphysikalische Untersuchungen. Mit dem CRYO-Schleuderstand, mit dem Komponenten des Raketenantriebs der Ariana 5 bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt weiterentwickelt werden, wurde technologisches Neuland betreten.
Im Jahre 2000 übernahm der global agierende Technologiekonzerns DÜRR AG mit Sitz in Stuttgart die Mehrheit an der Carl Schenck AG.
Energieeinsparung, Geräuschreduzierung und Effizienzsteigerung waren die vorherrschenden Themen der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts. 2009 erhält das Prüflabor für Auswuchttechnik die offizielle Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle Technik (DATech). Erstmals können Anwender und Dienstleister ihre Prüfmittel und Messtechnik herstellerneutral zertifizieren lassen – dokumentierbar und rückführbar auf internationale SI-Einheiten.